Jahresempfang: AWO Berlin setzt auf Engagement für Demokratie
Am 04.09.2024 fand der diesjährige Jahresempfang in der Heilig-Kreuz-Kirche statt. Das zentrale Thema des Abends lautete: „Demokratie unter Druck – sind wirklich nur Parteien verantwortlich?“. Bereits der Einladungstext machte deutlich, dass unsere Demokratie verwundbar ist und zunehmend in Bedrängnis geraten ist. Während die Verantwortung oft allein der Politik zugeschrieben wird, stellt sich die Frage, ob nicht auch andere gesellschaftliche Akteure, einschließlich der Zivilgesellschaft, gefordert sind, ihren Beitrag zum Schutz unserer demokratischen Grundordnung zu leisten.
Nach der Begrüßung durch unsere Landesvorsitzende Ülker Radziwill eröffnete Dr. Britta Schellenberg vom Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft an der LMU München mit einem Impulsvortrag den inhaltlichen Teil des Abends. Sie betonte, dass die Bedrohung der Demokratie nicht allein auf politische Entscheidung zurückzuführen sei, sondern ebenso auf gesellschaftliche Einstellungen und Verhaltensweisen. Diese manifestieren sich in Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, zunehmender Unzufriedenheit mit der Demokratie und der Verbreitung von Diskriminierung.
Im Anschluss folgte eine lebhafte Diskussionsrunde, moderiert von Oliver Bürgel, dem Landesgeschäftsführer der Berliner AWO. Neben Dr. Britta Schellenberg nahmen Jens Priesen vom Projekt „Brückenbauer“ des AWO Kreisverbandes Südost und Ülker Radziwill, Landesvorsitzende der Berliner AWO, daran teil. Die Diskussion kreiste um die Frage, wie Zivilgesellschaft, Wohlfahrtsverbände und jede*r Einzelne konkret dazu beitragen können, die Demokratie zu stärken. Jens Priesen verdeutlichte anhand seines Projekts in der Jugendschulsozialarbeit, wie wichtig es sei, den Dialog mit den Menschen zu suchen und zuzuhören. Ülker Radziwill hob hervor, dass die Mehrheit der Menschen klar hinter den Werten einer demokratischen Gesellschaft steht und dass diese Mehrheit stärker wahrgenommen werden sollte, anstatt sich von Wahlergebnissen Rechtsextremer einschüchtern zu lassen. Dr. Britta Schellenberg betonte, dass es sich immer wieder lohne, für demokratische Werte einzutreten, da sonst die Zustimmungswerte für rechtsextreme Parteien noch höher ausfallen würden. Sie unterstrich zudem die Rolle der Sozialen Medien als bedeutendes Instrument in der Arbeit für demokratische Werte. Auch das Publikum beteiligte sich aktiv, indem es mit Anmerkungen auf die Aussagen der Podiumsteilnehmenden einging und durch gezielte Fragen die Diskussion weiter vorantrieb.
Im Anschluss an die Diskussion hatten die Gäste die Möglichkeit, sich im Garten der Heilig-Kreuz-Kirche persönlich auszutauschen. Die Atmosphäre war sommerlich entspannt – zahlreiche Gespräche zeugten davon, dass das Thema des Abends bei vielen einen Nerv getroffen hatte.
Der Jahresempfang des Wohlfahrtsverbandes hat einmal mehr gezeigt, dass die Verantwortung für den Erhalt unserer Demokratie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Parteien spielen eine wichtige Rolle, aber auch die Zivilgesellschaft, Wohlfahrtsverbände und jeder Einzelne sind gefordert, aktiv zu werden. In einer Zeit, in der demokratische Grundwerte zunehmend infrage gestellt werden, ist es entscheidend, dass wir uns gemeinsam für ihre Verteidigung stark machen.
Aufgrund der anhaltenden Relevanz und weil es einen Markenkern der AWO Berlin widerspiegelt, hat der AWO Landesverband das Thema „Demokratie stärken“ für die Jahre 2024/2025 in den Vordergrund gestellt. Mit Blick auf die kommenden Monate plant die AWO Berlin, das Thema weiter zu vertiefen und konkrete Initiativen zu starten, die das Bewusstsein für die eigene Verantwortung stärken sollen. Der Jahresempfang war dabei ein wichtiger Schritt – ein Abend, der Mut gemacht und gezeigt hat, dass der Schutz der Demokratie eine Aufgabe ist, die uns alle angeht.